Eine verzweifelte Frau hält ihr Gesicht in den Händen.

Wenn man verschiedenen Führungskräften in der Pflege glauben mag, so ist Mobbing in der Pflege seit Beginn der Corona-Pandemie zurückgegangen oder gänzlich verschwunden.

Davon abgesehen, dass die wenigsten Vorgesetzten zugeben, dass es in Ihren Einrichtungen je Mobbing gegeben hat.

Doch laut einer EU-Studie „Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen“ aus dem Jahr 2012 sind Pflegeberufe beim Thema Mobbing ganz oben mit vertreten. „Mobbing ist Teil des beruflichen Alltags Pflegender“ ist das Fazit von Dr. Jeannette Drygalla, die im Jahr 2010 etwa 1000 Pflegekräfte an sechs deutschen Unikliniken zum Thema Mobbing befragte.

Laut dieser Studie wurde jede fünfte Pflegekraft mindestens einmal selber gemobbt und jede zweite hat Mobbing beobachtet.

Inhaltsverzeichnis

Hat Mobbing in der Pandemie abgenommen?

Nach einer aktuellen Online-Umfrage des Neuropsychiatrischen Zentrum Hamburg (NPZ) von Juni 2020 geben lediglich 7 Prozent der Befragten Pflegekräfte an, dass Mobbing im Team abgenommen hat.

45 Prozent geben an, dass sich die Situation nicht verändert hat und 20 Prozent geben sogar an, dass sich das Thema Mobbing verschlimmert hat.

Sozialer Beruf und Mobbing - passt das?

Leider ja. Dabei liegt der Grund nicht unbedingt an dem Beruf, sondern an den Umständen in der Pflege und zum Teil Aufgaben, welcher der Pflegeberuf mit sich bringt.

Körperlicher Belastung, Stress, Tod, Krankheit, Leistungsdruck und viele weitere Faktoren belasten die Pflegekräfte schon seit vielen Jahren und es ist bislang keine Erleichterung in Sicht.

Oft unbewusst suchen sich Pflegekräfte dann ein Ventil, um ihren Frust abzubauen und das endet häufig in Mobbing anderer Kollegen*innen.

Kann also jede Pflegekraft letztlich zum Mobber werden?

Ja und nein. Laut Prof. Dr. Georg Schürgers, Psychiater und Leiter des Bereichs Gesundheit, Prävention und Rehabilitation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) wird Mobbing „in der Regel nicht von einer starken Persönlichkeit ausgeübt.“

Selbstbewusste Pflegekräfte, welche es nicht nötig haben, sich hervorzuheben, neigen demnach nicht dazu, andere zu mobben.

Hohe Belastungen oder wenig Selbstbewusstsein dürfen jedoch auch nicht zur Ausrede für Mobbing werden. Gerade in Berufen in denen viel Sozialkompetenz benötigt wird, sollten sich die ausführenden Pflegekräfte bewusst sein, welche Auswirkungen das Mobben auf die Psyche der betroffenen Personen, aber auch für das ganze Team hat.

Rechtliche Relevanz

Auch wenn Mobbing als solches nicht strafbar ist, so können einzelne Handlungen schnell strafrechtliche Relevanz bekommen.

Beleidigung, üble Nachrede bis zur Körperverletzung sind nur einige wenige unkreative Beispiele.

Was kann die betroffene Pflegekraft bei Mobbing tun?

Die betroffene Pflegekraft sollte von Anfang an klar machen, dass sie nicht alles mit sich machen lässt.

Des weiteren wäre ein klärendes Gespräch zwischen beiden Parteien möglich. In manchen Fällen lassen sich die Wogen untereinander glätten.

Sofern keine Maßnahmen greifen, muss auf jeden Fall der Vorgesetzte informiert werden. In Normalfällen ist dies die Wohnbereichsleitung, Stationsleitung oder Pflegedienstleitung. Sollte die direkte Vorgesetzte selber die mobbende Person sein (in diesem Fall spricht man von „Bossing“), so ist die nächsthöhere Instanz der beste Ansprechpartner.

Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, Fällen von Mobbing nachzugehen und dementsprechend zu handeln.

Je nach Größe des Falls kann der Arbeitgeber der mobbenden Pflegekraft dann von einer mündlichen Verwarnung bis hin zu einer fristlosen Kündigung aussprechen.

Für das Gespräch mit der Vorgesetzten Person sollten sich die betroffene Pflegekraft Notizen mit genauen Angaben der Mobbingsituationen machen und wenn möglich auch Beweise vorlegen können. Hierfür sind unbeteiligte Kollegen*innen, welche Vorfälle mitbekommen haben, hilfreich.

Zu guter Letzt kann die betroffene Pflegekraft auch selber den Schauplatz des Mobbings verlassen. Frei nach dem Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ ist es manchmal ratsamer, den Arbeitsplatz zu wechseln.

Gerade in der heutigen Zeit hat es keine Pflegekraft schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Fazit

Mobbing in der Pflege ist ein nach wie vor bestehendes Problem, das auch während der Corona-Pandemie nicht verschwunden ist. Obwohl einige Führungskräfte behaupten mögen, dass Mobbing in ihren Einrichtungen nicht existiert, belegen Studien und Umfragen das Gegenteil.

Mobbing in der Pflege ist bedauerlicherweise real, und dies liegt nicht unbedingt an dem Beruf selbst, sondern an den belastenden Umständen und Aufgaben, die der Pflegeberuf mit sich bringt. Pflegekräfte können aufgrund von physischen Belastungen, Stress, Tod, Krankheit, Leistungsdruck und anderen Faktoren frustriert sein und suchen manchmal unbewusst ein Ventil, was oft in Mobbing gegenüber Kolleginnen und Kollegen endet.

Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht jeder Pflegekraft letztendlich zum Mobber wird. Selbstbewusste Pflegekräfte, die keinen Bedarf haben, sich hervorzuheben, neigen nicht dazu, andere zu mobben. Jedoch dürfen hohe Belastungen oder mangelndes Selbstbewusstsein nicht als Entschuldigung für Mobbing dienen. Pflegekräfte sollten sich ihrer sozialen Kompetenz bewusst sein und die Auswirkungen des Mobbings auf die Psyche der Betroffenen und das gesamte Team berücksichtigen.

Obwohl Mobbing als solches nicht strafbar ist, können einzelne Handlungen schnell strafrechtliche Relevanz erlangen. Beleidigung, üble Nachrede und Körperverletzung sind nur einige Beispiele für strafbare Handlungen.

Betroffene Pflegekräfte sollten von Anfang an deutlich machen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Ein klärendes Gespräch zwischen den beteiligten Parteien ist oft eine Möglichkeit, die Situation zu entschärfen. Wenn keine Maßnahmen greifen, ist es auf jeden Fall wichtig, den Vorgesetzten zu informieren. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Mobbingfällen nachzugehen und entsprechend zu handeln. Je nach Schwere des Falls kann dies von einer mündlichen Verwarnung bis zur fristlosen Kündigung der mobbenden Pflegekraft führen.

Betroffene Pflegekräfte sollten Notizen über die Mobbing-Situationen machen und wenn möglich Beweise vorlegen, einschließlich Aussagen unbeteiligter Kolleginnen und Kollegen, die Vorfälle bezeugen können. In einigen Fällen kann es ratsam sein, den Arbeitsplatz zu wechseln, da es heutzutage für Pflegekräfte keine Schwierigkeiten gibt, eine neue Stelle zu finden.

Insgesamt ist es wichtig, Mobbing in der Pflege ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um sowohl die psychische Gesundheit der Betroffenen als auch das Arbeitsumfeld insgesamt zu schützen.

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FAQ

Wie ist die allgemeine Haltung von Führungskräften in der Pflege zum Thema Mobbing?

Die meisten Führungskräfte in der Pflege geben nur selten zu, dass es Mobbing in ihren Einrichtungen gibt, obwohl Studien das Gegenteil belegen.

Hat Mobbing in der Pflege während der Corona-Pandemie zugenommen oder abgenommen?

Laut einer Online-Umfrage des Neuropsychiatrischen Zentrums Hamburg (NPZ) aus dem Juni 2020 geben nur 7 Prozent der befragten Pflegekräfte an, dass Mobbing im Team abgenommen hat. 45 Prozent sagen, dass sich die Situation nicht verändert hat, und 20 Prozent geben an, dass sich das Mobbing sogar verschlimmert hat.

Warum kommt es in der Pflege häufig zu Mobbing?

Mobbing in der Pflege hat weniger mit dem Beruf selbst zu tun, sondern vielmehr mit den belastenden Umständen und Aufgaben, die der Pflegeberuf mit sich bringt. Faktoren wie körperliche Belastung, Stress, Tod, Krankheit, Leistungsdruck und andere tragen seit vielen Jahren zur Belastung der Pflegekräfte bei und lassen sie manchmal unbewusst zu Mobbing greifen, um ihren Frust abzubauen.

Kann jeder Pflegekraft zum Mobber werden?

Ja und nein. Laut Prof. Dr. Georg Schürgers, einem Psychiater und Leiter des Bereichs Gesundheit, Prävention und Rehabilitation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), wird Mobbing in der Regel nicht von starken Persönlichkeiten ausgeübt. Selbstbewusste Pflegekräfte, die keinen Bedarf haben, sich hervorzuheben, neigen daher weniger zum Mobbing. Allerdings dürfen hohe Belastungen oder mangelndes Selbstbewusstsein nicht als Entschuldigung für Mobbing dienen, insbesondere in Berufen, in denen hohe Sozialkompetenz gefragt ist.

Welche rechtliche Bedeutung hat Mobbing in der Pflege?

Obwohl Mobbing an sich nicht strafbar ist, können einzelne Handlungen strafrechtlich relevante Konsequenzen haben. Beleidigung, üble Nachrede und Körperverletzung sind nur einige Beispiele für strafbare Handlungen im Zusammenhang mit Mobbing. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Mobbingfällen nachzugehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, die von einer mündlichen Verwarnung bis zur fristlosen Kündigung der mobbenden Pflegekraft reichen können.

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