Beitragsbild-sexuelle Belästigung

Sexuelle Belästigung kommt in der Pflege immer wieder vor. Egal ob Krankenpflege, Altenpflege oder auch Heilerziehungspflege, alle Bereiche sind davon betroffen und trotzdem ist es immer noch ein Tabu-Thema. Was sexuelle Belästigung ist, wie du Grenzüberschreitungen erkennst und dich richtig verhältst, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Was ist sexuelle Belästigung?

Sexuelle Belästigung richtet sich häufig gegen Frauen aber auch gegen Männer. Sie ist eine Art Machtdemonstration und kann in verschiedensten Formen auftreten.

Zum Beispiel

  • sexuelle Anspielungen, Gesten oder auch Witze
  • unerwünschte Nachrichten mit sexuellem Inhalt wie zum Beispiel WhatsApp Nachrichten oder Briefe
  • sexualisierte Berührungen. Hier kann auch das Streicheln über die Schulter als unangenehme sexuelle Berührung gelten
  • die Androhung von sexueller Gewalt
  • sexuelle Gewalthandlungen

Die Strafen für sexuelle Belästigung können hart ausfallen. Im Paragraf 184i: des Strafgesetzbuch heißt es “Wer eine andere Person in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt und dadurch belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft (…)”. 

Sexuelle Belästigung wird jedoch nur auf Antrag verfolgt. Aus Scham, Bagatellisierung von Kollegen und Vorgesetzten oder einfach aus dem Glauben heraus, dass es nun mal zum Berufsalltag gehört, werden viele Übergriffe auf Station nicht zur Anzeige gebracht und somit nie verfolgt.

Die Problematik mit der nähe in der Pflege

Nähe und Distanz ist in der Pflege ein großes Thema. Gerade in der direkten Körperpflege kommst du als Pflegekraft den Patienten so nahe wie sonst kaum ein anderer Mensch. Diese Momente können von übergriffigen Patienten ausgenutzt werden. Vielleicht durftest du dir bei einer Intimpflege auch schon Sprüche wie „Bitte etwas schneller und härter waschen“ anhören.

Wie verhältst du dich richtig bei einer sexuellen Belästigung

Egal wie taff und schlagfertig du bist, vielleicht kennst du die Situation: Ein übergriffiger Spruch oder sogar Grabscher eines Patienten und du stehst da völlig perplex und weißt nicht, was du sagen oder wie du reagieren sollst. Erst im Nachgang denkst du dir „Hätte ich mal so reagiert …“.

Leider kommen diese lockeren Konter meist viel zu spät und darüber ärgerst du dich.

Hier sind 3 Tipps, wie du in so einer Situation gut reagieren kannst:

  • Setze Grenzen und weise den Patienten zurecht. Simple Worte wie „Stopp“ oder „Hände weg“ können bereits Wirkung zeigen, weil du dem Patienten zeigst, dass du dir nicht alles gefallen lässt. Du kannst in so einer Situation aber auch mit der Polizei drohen. Spätestens an dem Punkt merkt der Patient, dass er mit dir so nicht umgehen kann.

 

  • Die Situation wird dir zu viel oder sie droht sogar zu eskalieren? Dann verlasse den Raum. Sobald du dich etwas beruhigt hast und dich in der Lage fühlst, kannst du zu dem Patienten zurückkehren. Du hast das Gefühl, du brauchst Unterstützung bei dem Patienten und möchtest ihn nicht weiter allein versorgen? Dann hol dir auf jeden Fall eine dritte Person hinzu.

 

  • Wende dich an Kollegen und Vorgesetzte. Wenn du das Gefühl hast, die Situation überfordert dich oder sie könnte sich wiederholen, rede vor allem mit deinen Vorgesetzten darüber. Es ist seine moralische und rechtliche Pflicht auf seine Angestellten zu achten. Zudem wird durch das Ansprechen des Patienten durch deinen Vorgesetzten unmissverständlich klar gemacht, dass hier eine Grenzüberschreitung passiert ist.

Sexuelle Belästigung in der Pflege ist weiterhin ein Tabuthema

Laut einer Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege waren 90 Prozent der befragten Pflegekräfte bereits Opfer verbaler Gewalt. 70 Prozent sprachen sogar von körperlicher Gewalt. Es gibt noch einige weitere Studien, die ähnliches berichten. Woran liegt es dann, dass das Thema weiterhin so ein Tabu ist, obwohl es hinreichend bekannt ist?

Leider wird das Thema weiterhin sehr bagatellisiert und zum Beispiel auf Krankheitsbilder abgewälzt. „Der hat Alzheimer, der kann dafür nichts“.

Oder es kommen Sprüche von Kollegen und Kolleginnen „Fühl dich geschmeichelt, der mag dich halt“. Das darf natürlich nicht sein, kommt aber leider viel zu häufig vor.

Es gibt wahrscheinlich viele Gründe und nicht den einen, warum über das Thema sexuell Belästigung in der Pflege immer noch kaum gesprochen wird.

Das wünschen sich Pflegekräfte von ihren Arbeitgebern

Pflegekräfte wollen von ihrem Arbeitgeber ernst genommen werden. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn du dir allen Mut nimmst, dich nach einem sexuellen Übergriff am Arbeitsplatz an deine Pflegedienstleitung wendest und diese den Vorfall runterspielt. Das Vertrauensverhältnis ist für immer zerstört. Das ist für beide Seiten nicht gut. Zumal es, wie bereits erwähnt, die rechtliche Pflicht eines Vorgesetzten ist, solchen Vorfällen nachzugehen.

Pflegekräfte wünschen sich Unterstützung und beistand in solchen Situationen. Zudem wünschen sie sich, dass so ein Verhalten Konsequenzen hat. Die direkte Konfrontation ist hierbei ein kleiner, aber wirkungsvoller Schritt. Hier kann zum Beispiel mit Polizei und Behandlungsabbruch gedroht werden und der Arbeitgeber zeigt dir, dass er hinter dir steht.

Mit einer Handlungsanweisung kann der Arbeitgeber das Schweigen zum Thema sexuelle Belästigung brechen. Durch die direkte Aufforderung an einem Handlungsstrang, den du als Pflegekraft folgen kannst, wirst du direkt dazu aufgefordert das Schweigen zu brechen. Zudem hast du eine Vorgabe, wie du dich verhalten sollst und du fühlst dich vielleicht weniger überfordert mit der Situation.

Fazit:

Sexuelle Belästigung in der Pflege darf kein Tabuthema sein und darf auch nicht runtergespielt werden. Die direkte Körperpflege, welche naturgemäß mit der sehr viel Nahe und Körperkontakt zu tun hat, ist keine Einladung zu körperlicher oder verbaler Belästigung. Sprecht im Team über das Thema, auch wenn es nicht gerade tagesaktuell ist.

Du bist selbst Opfer von sexueller Belästigung in der Pflege geworden? Dann such dir Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten. Du hast mitbekommen, dass eine andere Pflegekraft belästigt wurde? Dann unterstütze sie und ermutige sie, sich an eure Vorgesetzten zu wenden.

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FAQ

Was ist sexuelle Belästigung in der Pflege?

Sexuelle Belästigung in der Pflege bezeichnet unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, das gegen den Willen einer Person erfolgt. Es kann verschiedene Formen annehmen, wie sexuelle Anspielungen, Gesten, unerwünschte Nachrichten mit sexuellem Inhalt, sexualisierte Berührungen oder die Androhung von sexueller Gewalt.

Welche Strafen drohen bei sexueller Belästigung in der Pflege?

Die Strafen für sexuelle Belästigung in der Pflege können gemäß Paragraf 184i des Strafgesetzbuches empfindlich sein. Wer eine andere Person in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt und dadurch belästigt, kann mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden.

Wie kann man sich bei sexueller Belästigung richtig verhalten?

Bei sexueller Belästigung in der Pflege ist es wichtig, Grenzen zu setzen und den Patienten zurechtzuweisen. Klare Worte wie „Stopp“ oder „Hände weg“ können bereits Wirkung zeigen. Falls die Situation zu viel wird oder eskaliert, sollte man den Raum verlassen und gegebenenfalls eine dritte Person hinzuziehen. Zudem ist es ratsam, sich an Kollegen und Vorgesetzte zu wenden, um Unterstützung zu erhalten und die Grenzüberschreitung anzusprechen.

Warum ist sexuelle Belästigung in der Pflege immer noch ein Tabuthema?

Trotz des Bekanntheitsgrades von sexueller Belästigung in der Pflege wird das Thema oft bagatellisiert und tabuisiert. Oft werden Taten auf Krankheitsbilder abgewälzt oder mit Aussagen wie „Der hat Alzheimer, der kann dafür nichts“ relativiert. Zudem kommen manchmal unangemessene Kommentare von Kollegen und Kolleginnen vor, die solche Vorfälle verharmlosen. Es gibt viele Gründe, warum das Thema weiterhin kaum angesprochen wird.

Was wünschen sich Pflegekräfte von ihren Arbeitgebern im Umgang mit sexueller Belästigung?

Pflegekräfte wünschen sich von ihren Arbeitgebern, dass sie solche Vorfälle ernst nehmen. Es ist wichtig, dass Pflegedienstleitungen die Pflegekräfte in solchen Situationen unterstützen und Konsequenzen für den Täter ziehen. Eine klare Handlungsanweisung seitens des Arbeitgebers kann dazu beitragen, das Schweigen zum Thema sexuelle Belästigung zu brechen und den Pflegekräften eine Orientierung geben, wie sie sich verhalten sollen.

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